Seit 100 Jahren haben Frauen das Recht zu wählen und gewählt zu werden. Dieses Recht stellte einen Quantensprung für Frauen dar, dieses Recht haben sie selbst erkämpft, indem sie dafür auf die Straße gegangen sind. Es hat sich seitdem viel zum Positiven verändert, aber fast ein Jahrhundert später sind Frauen und Männer nach wie vor noch weit von vollständiger Gleichstellung entfernt.

Denn leider gibt es nicht nur ein Nebeneinander zweier völlig unterschiedlicher Lebensbereiche, sondern harte Realitäten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eltern sollen allzeit verfügbar, flexibel und immer auf die Sache konzentriert sein. Solange der Tag nur 24 Stunden hat und man zwischendurch auch noch schlafen und essen möchte, kann das nicht gut gehen. Und so hat es letztlich nur mit den individuellen Lebensumständen, dem Umfeld und der Leidensfähigkeit jeder und jedes Einzelnen zu tun, wie eine Bewältigung der Anforderungen gelingt.

Der Alltag moderner Familien ist oft ein Kraftakt. Es wird gestritten, verteilt und verhandelt wie auf dem Basar: Wer macht was, wie, wann? Darüber hinaus wird der Anspruch formuliert, dass es geht, wenn man sich gut organisiert. Unvorhergesehenes darf dabei allerdings nicht passieren. Plötzlich auftretendes Fieber, nächtliche Magen-Darm-Infekte oder gar ein Schulunfall im Sport führen direkt in die Organisations-Katastrophe. Es wird gestritten, wer morgen die wichtigeren Termine hat. Leidtragende sind dabei die Kinder, die sich als Zankapfel fühlen und in die Mühle der Zeitnot geraten. Auf dem Rücken der Schwächsten werden dann die gesellschaftlichen Anforderungen ausgetragen.

Für Mütter und Väter entsteht enormer Druck, wenn sie verzweifelt versuchen, allen Anforderungen auch nur halbwegs gerecht zu werden. Mit mehr Initiative in der Arbeitswelt hat die SPD wichtige Punkte vereinbart, die Eltern helfen, ihren Wunsch nach Familie und Beruf gleichzeitig zu leben. Das Recht auf befristete Teilzeit wird bald Gesetz, und das ist ein Riesenschritt! Frauen und Männer haben dann endlich die Möglichkeit, nach einer Teilzeitphase wieder auf die vorherige Arbeitszeit aufzustocken und nicht länger in der Teilzeitfalle stecken zu bleiben, so der Sozialdemokrat Michael Thews MdB.

Michael Thews: „ Dass der eigene Alltag echte Probleme aufweist habe ich selbst erfahren, als ich als junger Mann die Verantwortung für meinen Sohn übernommen habe. Diese Zeit hat mir vor Augen geführt, was reell beim Vereinbarkeitsthema passiert. Wenig Geld, keine Kinderbetreuungsmöglichkeit, in der Ausbildung und Berufsplanung nicht voran zu kommen, ist ein schwieriges Bewältigungsproblem für Eltern, und noch mehr für Alleinerziehende. Auch wenn man Familie, Beruf, Freunde diszipliniert organisiert, ist es heute sicherlich leichter möglich als vor 30 Jahren als ich diese Aufgabe gemeistert habe. Aber das es alles einfach zu regeln ist, das ist eine Beschönigung. Mehr Engagement in der Gleichstellungspolitik, und zwar für Männer als auch für Frauen, ist für uns Sozialdemokraten eine wichtige politische Frage.“